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Forum - Veröffentlichungen auf den Schattenzeilen - Geschichten und Gedichte

»Das Neue, das Alte und das Ende« von Tek Wolf

Bezieht sich auf die BDSM-Geschichte »Das Neue, das Alte und das Ende«.

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Gregor

Autor.

10.08.2022 um 22:51 Uhr

Bester Tek Wolf, ich versuche mal, aus meiner Schreibsicht Deine Geschichte zu reflektieren. Bewerten und urteilen mache ich nicht, der Text ist gut, volle Sternzahl, das denke ich.

Jeder neue Anfang ist ein Zauber und immer ein guter Start für eine Kurzgeschichte, denn das bringt Spannung. Beschreibungen, die beim Lesen Raum geben für eigene Ausformung – sehr gut gefällt mir das. Dicht geschrieben, geballt, jedes Wort bedacht, jeder Satz gearbeitet und nicht hingeschludert. Sehr reflektierend im Text, vielleicht ein wenig zu viel, aus meiner Sicht vielleicht etwas zu schnell in der Handlung.

Der Konflikt ist scheinbar klar, schon zu Beginn benannt, ich bin sicher, der löst sich nach leicht gezogenem Spannungsbogen. Aber dann drehst du die Geschichte, dann kommt die Überraschung, denn es ist nicht mehr ihre Geschichte, es wird plötzlich seine Geschichte und am Ende gibt es die Möglichkeit einer gemeinsamen Geschichte. Gut war das.

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

11.08.2022 um 10:50 Uhr

geändert am 11.08.2022 um 10:51 Uhr

Meister Y

Schattenwölfin

Ich habe schon an anderer Stelle die Schwäche dieser „opulenten Formulierung“ benannt.

Auch wenn mir klar ist, dass dies ein Bild erzeugen soll, bleibt da ein logischer Hänger, denn niemand sieht, welche Farbe oder welcher Glanz sich am Ende auf die Lunge legt...

 

Aber okay, es ist wie mit vielem im Leben, was dem Einen gefällt, missfällt Anderen.

 

Bester Meister Y, Beste Schattenwölfin

Zum „Logikfehler“ und der Opulenz im oben erwähnten Satz.

Eine Frage des Gefallens ist es nicht, Meister Y, sondern eine der Erzählperspektive, ganz unabhängig von Teks Text, der nach meinem Eindruck in dieser Hinsicht einheitlich durchgehalten ist. Er erzählt aus Gabriellas Perspektive. Das ist erkennbar daran, dass Gabriella aus ihrer Binnensicht und Falk eben nur aus seinem ihr zugänglichen äußeren Verhalten beschrieben ist.

Logik klingt so formal, jedoch ist die Perspektive des Erzählers das Rückgrat eines Textes. Trivialliteratur verrät sich oft allein schon daran, dass hier durchgängig geschludert wird. Die Wahl der Erzählperspektive hat weitreichende Folgen, was an Schilderungen geht und was nicht mehr geht. Jede Schreibperspektive hat ihre Vorteile und Beschränkungen. Sich Absurdidäten zu enthalten, ist nicht trivial.

Die Grenzen zwischen den Perspektiven sind zudem nicht in jeder Hinsicht starr. In Teks personaler Erzählung ist zum Beispiel viel Distanz, was den Übergang zum auktorialen Erzählen herstellt. Dieser „allwissende Erzähler“, der mit anwesend ist, darf dann schon mal in die Innereien einer Person sehen. Er kann sogar in die Zukunft sehen und etwas andeuten, was noch passieren wird oder an andere Orte hüpfen. Der erwähnte Satz ist zudem an ganz prominenter Stelle, nämlich am tröstlichen Höhepunkt der Geschichte, und wird damit hervorgehoben. Für mich ist es kein Logikfehler.

Aber opulent fand ich den Silberglanz auch. Dieser sentimentale Einbruch inmitten eines ansonsten handwerklich durchgestylten Textes ließe sich auch noch mit der besonderen Platzierung rechtfertigen. Ansonsten würd schlimmstenfalls der Autor selbst (und nicht der Erzähler) einmalig die Feder geführt haben, und das wär schon ein Schnitzer. (Am schwierigsten ist es, wenn man in Ich-Form schreibt, das eigene Ich nicht reinplappern zu lassen, sondern im erfundenen Ich zu bleiben.)

Ich habe an dem Text und an seiner Aufnahme so einiges erfahren, und dafür allen vielen Dank, besonders Tek.

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Schattenzeilen

Autorin. Teammitglied.

11.08.2022 um 10:51 Uhr

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Tek Wolf

Autor. Förderer.

11.08.2022 um 12:09 Uhr

Lieber Gregor, lieber Nachtasou, ich freue mich, dass euch mein Text so beschäftigt und bedanke mich, dass ihr eure Gedanken mit uns teilt. Ich mag es, wenn eine Geschichte nicht nur gefällt, sondern auch Kontroversen auslöst, zum Nachdenken anregt und man etwas lernen kann. Selbst, wenn es heißt, aus Fehlern zu lernen. Am Wichtigsten ist dabei immer, dass die Kritik fundiert ist und mit Respekt vorgetragen wird. Danke an alle, die auf die Geschichte geschrieben haben: das ist diesmal gut gelungen.

 

An meinen manchmal etwas zu ausgeschmückten und gewaltigen Bildern haben sich schon einige gestört. Gut, das will ich mir für das nächste Mal im Gedächtnis behalten. Manchmal gibt es nur einfach Gefühle und Empfindungen, für die schlicht nicht das richtige Wort existiert. Oder vorhandene Worte sich zu schwach. Deswegen experimentiere ich mit etwas "schrägen" Vergleichen. Danke an Jona übrigens, dass er meine Versuche erlaubt . Die Anmerkung zur Erdzählperspektive muss ich mir noch mal genauer ansehen, damit habe ich mich noch nicht allzu sehr beschäftigt. Allerdings kenne ich gute (und auch berühmte) Bücher, in der der Erzähler mal einem Charakter über die Schulter schaut, dann wieder von oben herab blickt und wenn es passt sogar Zugriff auf Innere Welten hat.

 

Alles in Allem, hat mir das Schreiben viel Spaß gemacht und offenbar vielen auch das Lesen und das ist die Hauptsache.

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Gelöscht.

12.08.2022 um 23:45 Uhr

Danke für diese faszinierende Geschichte. Sie geht mir direkt unter die Haut.

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Gelöscht.

13.08.2022 um 22:57 Uhr

Mich würde interessieren, ob es eine Fortsetzung dazu gibt ...

Dieser Falk interessiert mich auch...

 

Danke, für die spannende Geschichte... Bitte, eine Fortsetzung...

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Tek Wolf

Autor. Förderer.

14.08.2022 um 11:14 Uhr

Ich denke darüber nach, liebe . Vielleicht spinne ich die Geschichte mit Falk weiter, aber im Moment hab ich leider wenig Zeit und noch viele andere Ideen, die in die Tastatur wollen. Aber danke für dein Interesse. Ich freue mich, dass ich einen Charakter schaffen konnte, der so faszinierend ist.

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Gelöscht.

14.08.2022 um 14:05 Uhr

Will mich doch noch einmal zu Wort melden. Teile die Auffassung von Nachtasou nicht, wonach der Autor in Ich-Form nicht Selbsterlebtes einbringen sollte, sondern streng trennen zwischen Fiktion und Realität. Wodurch leben denn Worte? Dadurch, dass sie nicht nur solche sind! Natürlich kann und muss sich der Autor einbringen. Wenn nicht, wäre er eine emotionslose Schreibmaschine. Geschichten müssen leben und nicht von Beginn an sterben. Sie müssen Gefühle und Gedanken zum Rotieren bringen, also etwas erzeugen, das menschlich ist. Ganz ehrlich? Ich mag keine toten Bücher. Genau aus dem Grund widerspreche ich dieser Meinung vehement. Das bedeutet nicht, dass Figuren uns selbst darstellen müssen, sondern ohne uns tot sind.

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Nachtasou

Autor. Korrektor.

14.08.2022 um 17:33 Uhr

geändert am 14.08.2022 um 17:36 Uhr

Ich verstoße gerade gegen Devanas Bitte, unter Geschichten keine abseitigen Diskussionen zu führen. Teks Geschichte ist nämlich nicht in Ich-Form geschrieben.

 

Bester Tony B.,

den Fall, den Du schilderst, gibt es. Wenn Autoren-Ich und das Erzähl-Ich verschwimmen oder gar identisch sind, entstehen autobiografische Texte. Autobiografisches pipapo lehnen Verlage aus gutem Grund ab. Es ist Gebrauchsliteratur, aber selten Kunst.

 

Wenn Du in einer fiktionalen Geschichte den Eindruck bekommst, der Charakter darin sei so überzeugend, dass er nur autobiografisch entstanden sein kann, hat der Autor gute Arbeit geleistet; nämlich einen »lebendigen« Charakter erschaffen, der echt wirkt. Kunst ist gerade nicht Selbstdarstellung.

 

 

Zum Merken: Verwechsle nicht das Ich im Text mit dem Autor.

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Campanula

Autorin.

18.08.2022 um 16:58 Uhr

Wunderschöne Geschichte! Ich habe bei solchen Erzählungen durchaus ein Faible für Opulenz, kann deinen überschäumenden Gefühlsbildern also eine Menge abgewinnen. Atemlos bin ich Gabriella durch das Treppenhaus gefolgt, habe ihr Herzklopfen und ihre Aufregung gespürt und bin mit ihr auf die Knie gesunken. Aber dann, plötzlich, überrascht sie mich, und sie überrascht mich so gründlich, dass ich kurz innehalten muss, um zu begreifen. Eine Frau? Welche Frau? Denn obwohl Gabriella vorher alles aufs genaueste wahrgenommen hatte, jedes Detail des Fußbodens, jede Regung ihres Körpers, hatte sie die Frau zuvor mit keiner Silbe registriert.

 

Mir ist klar, dass du diesen Überraschungseffekt wolltest, aber ich frage mich dennoch, ob du die Frau auf den Bildern zuvor nicht wenigstens mit einem kleinen Nebensatz hättest erwähnen müssen. Denn dass Gabriella sie die Bilder nur unterschwellig wahrgenommen hat, quasi mit dem Radar ihres Unterbewusstseins, und die Erkenntnis dann plötzlich wie eine Erscheinung über sie hereinbricht, das nehme ich dir nicht ganz ab.

 

Alles andere ist wieder ganz wunderbar: die Selbstermächtigung, die Klarheit darüber, dass es sich lohnt, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, wenn es Hoffnung auf eine vielversprechende Zukunft gibt, und dennoch die Bereitschaft, ein Risiko einzugehen, um auch von Falk diese Klarheit einzufordern. Ein schönes, hoffnungsvolles Ende, das bei mir allerdings viele Fragen offenlässt. Warum ist Bruno gegangen? Ist er tot? Oder hat er sie nur verlassen? Und sie, die Frau auf den Bildern? Kann man jemanden zwingen, einen Trauerprozess zu beschleunigen? Mal angenommen, beide Partner wären gestorben, wäre dann nicht vielleicht gerade das Verständnis für den Verlust des anderen etwas, das auch Nähe und Verbindung schaffen könnte? Muss es so ein radikaler Kahlschlag sein? (Deshalb vermute ich auch eher, Bruno hat sie verlassen, was meinem Bild von ihm als bislang perfekter Dom ohnehin einen feinen Haarriss verpasst.) Und - ganz böser Gedanke - mal angenommen, Falk verabschiedet sich wirklich von der Frau auf den Bildern, wird Gabriella dann noch die sein, die ihren Platz einnimmt, oder werden dann tatsächlich die Subs vor seiner Türe Schlange stehen? Fragen über Fragen! Es ist nicht an dir, sie zu beantworten. Ich wollte dir nur zeigen, wie viel deine Geschichte in mir angeregt und ausgelöst hat. Wunderbar ist das! Danke schön!

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Tek Wolf

Autor. Förderer.

19.08.2022 um 10:38 Uhr

Danke, Liebe Campanula, für deinen schönen und langen Kommentar zu meiner Geschichte. Ich sehe, sie hat dich angeregt und fasziniert. Genau das wollte ich mit ihr erreichen, deshalb habe ich mich besonders über deinen Kommentar gefreut.

 

Die Aufregung, die einem in so einem Moment befällt, ist recht selektiv. Manche Dinge nimmt man bis ins Detail wahr, andere vergisst man völlig. Aber ich denke, die Protagonistin hat die fremde Frau übersehen, weil sie seit der Wohnungstür nur Augen und Ohren für Falk hatte. Vielleicht wollte sie die andere Frau in seinem Leben auch nicht wahrnehmen oder es ist ihr zwar aufgefallen, aber die Erkenntnis fehlte, dass es sich immer um die selbe Frau handelte und, noch weiter gedacht, was das über Falk aussagt. Erklärungen gibt es viele, doch ich sehe ein, ich hätte nicht so viele Fragezeichen für meine Leser hinterlassen sollen. Wenn man ein Bild und einen Vorgang im Kopf hat, ist es schwer nach der Niederschrift herauszufinden, was es davon hinter die Augen des Lesers geschafft hat.

 

Die vielen offenen Fragen am Schluss sind jedoch Absicht, das ist meine Art Sehnsucht und Spannung zu erzeugen.

 

Nochmals vielen Dank, für deinen Kommentar, ich habe ihn mit großer Freude gelesen.

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