Bester Gregor,
dieser Text ist ganz anders als die, die Du bisher hier veröffentlichst, und wegen derer Du in meiner Liste von Lieblingsautoren stehst. Mit diesem Text hast Du experimentiert?
An den anderen Texten gefallen mir Deine lebendigen Personbeschreibungen und deren Individualität.
In Deinem Wettbewerbsbeitrag machst Du das Experiment, Personen von ganz weit entfernt zu beschreiben. Als wärst Du bei der Betrachtung eines Bildes in 20 m Abstand gegangen.
Das ist ein interessantes Unterfangen. Auf mich wirkt es jedoch nicht. Und ich frage mich warum, weil handwerklich nichts auszusetzen ist.
Meine Vermutung ist: Biografien schrumpfen zum Prototypischen. Und das tut sauweh, auch mir als Leser, denn wenn man diese Frage stellt: Was bleibt denn dann noch? Muss die Antwort bei den meisten dürftig ausfallen. Dazu muss ich mich auch zählen. Die Anstrengungen der Menschen, ihr Mühen, ihr Leiden, ihre kleinen Freuden (sie sind nicht klein!), schrumpfen auf die Größe einer Ameise. Alle bewegen sich, aber wozu überhaupt?
Es könnte eine existentialistische Herangehensweise sein, und sie missrät Dir zu einer nihilistischen. Die beiden Seelen im Text werden austauschbar. Dagegen wehre ich mich (mein Problem, nicht Deins *g).
Die Geschichte bleibt so weit weg von ihrem Personal. Ich habe mir einen nächsten Schritt erhofft, ein „Zoom“ auf die zwei Personen.
Wenn man sich so weit vom Bild an der Wand entfernt, dass alle Bilder nur noch gleich aussehen, nämlich ´irgendwie´ bunt und nichtssagend; dann ist auch Mitfühlen weg.
Für mich ist der Text wie ein Exposé zu einem Text, der noch geschrieben werden will. Und wert wäre, geschrieben zu werden. Vielleicht ringt sich der Autor dazu durch, diesem Skelett Leben einzuhauchen (Muskeln, Haut, Klamotten). Noch sprichst Du stellvertretend für das Personal im Entwurf.