Manchmal dauert es etwas länger, wenn man sich etwas vornimmt, und in diesem Fall brauchte es erneut vier Jahre, bis es nach den letzten Schattenzeilen-Treffen in den Jahren 2016 und 2020 eine Neuauflage gab. Doch dann war es endlich soweit: An einem Donnerstag im Jahre 1929 ... nein, falsch:
Vom 14.06.2024 bis zum 16.06.2024 trafen sich Autorinnen, Autoren und Freunde zum Schattenzeilen-Treffen 2024. Für zwei Tage und zwei Nächte intensiven Austauschs, Miteinander und Fröhlichkeit. Und die Gelegenheit, sich in die Arme zu fallen, sich über das Wiedersehen bereits bekannter Gesichter zu freuen oder Menschen kennenzulernen, denen man auf den Schattenzeilen bis dahin nur virtuell begegnet war.
Keine Autobahnsperrung, keine Zugverspätung und keine Vorbehalte hielten uns auf und so fanden wir am Freitag in Thüringen zueinander. Erneut in einem geräumigen BDSM-Domizil voller gemütlicher oder eben auch schlimm perverser Optionen. Nachdem jeder sein Zimmer gefunden hatte, war es schon Zeit für das Dreigängemenü am Abend. Frisch aus dem ratternden Aufzug.
Nach dem Essen wärmten wir uns mit perversen und unperversen Fragen auf, und bevor die Gespräche wild durcheinander gehen durften, gab es noch einen kurzen Exkurs über die Produktion des Schattenzeilen-Podcasts. Die war offensichtlich so ausführlich, dass im Anschluss trotz mehrfacher Bitten nahezu keine Fragen übrigblieben. Der Rest des Abends galt dem Kennenlernen und dem Austausch über Leidenschaft und Leben. Und einer maßlosen Steigerung des Kaffeekonsums.
Am Samstag zogen wir (fast) gemeinsam zum Schloss Tenneberg in Waltershausen und erreichten es trotz einiger Weg-Irritationen wohlbehalten. Eine ganz unkonventionelle, lockere, aber ausgesprochen informative Führung wartete auf uns. Gutgelaunt ließen wir uns durch Kapelle, Gebäude und Museum begleiten. Wer bis dahin Museumsführungen als schrecklich langweilig kannte, verlor seine Aversion gegen Führungen recht schnell. Im Anschluss freute sich das Schlosscafé genauso über uns, wie wir uns über Kaffee und Kuchen.
Nach Rückweg und dreigängigem Essen wurde der Abend elektrisch - für alle, die Spannung in ihrem BDSM-Leben mögen oder die schon immer mal wissen wollten, wie sich Knistern und Brummen auf der Haut anfühlen. Zwischen neugierigem Ausprobieren und respektvoller Distanz war alles erlaubt.
Genauso gestattet war es, all die Dinge zu nutzen, die in einem BDSM-Haus umherstehen. Ob Pranger oder Käfig, wer wollte, konnte sich austoben oder wenigstens ausprobieren. Und wer lieber ganz brav auf den Sofas blieb, hatte ausgiebig Gelegenheit, spannende Gespräche untereinander anzustiften. Im Kleid oder im Anzug, im eng geschnürten Korsett oder auch ganz leger und bequem - jeder konnte so sein, wie er sein wollte.
Nach dem Frühstück am Sonntag fiel uns auf, wie kurz ein Wochenende sein kann, wenn man sich wohlfühlt und wenn man unter Menschen ist, die man mag. So mussten wir uns leider schon voneinander verabschieden und unserer Wege ziehen. Was im Haus blieb, waren Bücher, Plakate, ein Teesieb, Dosen und vergessene Fotografien. Was wir mitnahmen, waren schöne Erinnerungen und vertiefte Freundschaften.
Herzliche Danksagungen gehen:
... an Drachenlady und Wodin für die fleißige Unterstützung bei der Organisation, ohne die das Treffen vielleicht gar nicht zustandegekommen wäre
... an Wodin für den aufwendig vorbereiteten Vortrag von Volt bis Ampere sowie für die Versuchsmöglichkeiten
... an die Betreiber des Hauses für den Ort an sich sowie für die freundliche Beherbergung und die leckere Bewirtung
... an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die mit ihrer Anwesenheit eine großartige und harmonische Gruppe bildeten.
Vielleicht dauert es dieses Mal nicht erneut vier Jahre und wir treffen uns an einem Donnerstag im Jahre 1929 wieder - oder an einem anderen Tag.
Und das nächste Mal vergessen wir auch nicht die Bilder. Vielleicht.