Tek Wolf
Es gibt keine klare Grenze für Demütigungen, denn, wie schon in den Optionen angedeutet, operiert ein SM-Spiel immer mit einem Machtgefälle.
Bester Tek,
Deinen Satz begreife ich nicht. Wieso sollte ein Machtgefälle Grenzen ausschließen? (Ich habe doch auch Grenzen, wenn ich allein bin, also auf platter Ebene). Vielleicht bin nur ich gerade begriffsstutzig; wenn nicht, möchtest Du das noch einmal erklären?
---
Demütigung: Ich kann das nicht. Ich will das nicht. Dann nicht, wenn Tränen flössen oder gar verletzt.
Alles darunter ist kein Demütigen, sondern schmutzig reden, necken, provozieren, in Schranken weisen, an kritischen Befindlichkeiten kratzen, aufscheuchen, leicht beschämen, schlechtes Gewissen machen, manipulieren, leichter Spott, Ironie ...
Leider fehlt eine Bezeichnung im Deutschen für das, was lustvolles Demütigen meint. Beim Schmerz haben wir eine solche Bezeichnung: Lustschmerz. Auch ein Masochist meidet Schmerz: Beim Zahnarzt, beim Kreissägen. Solange ihm stärkere Reize Lust bereiten, ist es Lustschmerz. Völlig Verschiedenes. Der Unterschied ist nicht eine der Intensität, sondern eine der Qualität. Und deswegen ist es nützlich, eine eigene Bezeichnung dafür zu haben. Diese fehlt nach meinem Eindruck beim Demütigen.
Tek drückt das mit Grat aus. Die Annäherung des einen zum anderen wird immer lustvoller, bis es kippt.
Beim Schmerz kann ich mich in der Region des Lustschmerzes an den Grat annähern. Und wenn ich den Grat mal unwillentlich überschreite, ist zu viel Schmerz, „Aua“, aber deswegen muss noch keine Verletzung eintreten. Das ist beim Demütigen anders. Wenn ich dort die Grenze überschreite, so meine Befürchtung, geschieht etwas Irreparables.
Im Schmerzbereich kann ein Zuviel leichter toleriert werden. Schmerz klingt wieder ab. Und schlimmstenfalls heilt auch eine Verletzung wieder aus. Ein versehentlicher blauer Fleck wird grün, gelb und ist dann wieder weg. Dann war man als Zufügender ungeschickt oder hat einen Fehler gemacht. Meist verzeihlich.
Bei seelischen Verletzungen ist es anders. Die Beziehung wird verletzt. Das wird dann nicht zur Anekdote des gemeinsamen Erinnerns. Man stelle sich mal vor: „Weißt Du noch, wie Du Dich über meine Hängebrüste lustig gemacht hast bis ich heulte, weil Du weißt, dass ich als Jugendliche dafür so gehänselt wurde? Kicher, kicher“. Kann ich mir nicht vorstellen. Es sät Zweifel und Misstrauen. "Was stimmt denn nun? Wenn er sagt, er findet mich schön oder wenn er sagt, ich sei ...".
Wenn Demütigungen authentisch sind, grenzen sie an Realsadismus. Die Beziehung fängt an zu krängen. Ich vermute, dass sich auch auf Seiten des Zufügenden Einstellungen irreparabel verschieben. Und wenn dann noch die Gewöhnung hinzukommt, gerät immer mehr Salz in die Wunde.
Aber das ist für mich nur graue Theorie, weil dies definitiv nicht zu meinem Repertoire gehört.